Sommerblumenfeld

Frühmorgens schon war sie im Feld
und pflückte Sommerblumen.
Die frühe Blüte hält sich lange frisch,
sagt sie.

Duft-Wicken sind im Strauß.
Kokardenblumen, sonnengelb.
Schmuckkörbchen leuchten auf –
in Rosa, Weiß, Purpur und Rot.
Sie bleiben bis zum Herbst dem Garten treu.

Und aufgefüllt wird unser Sommerstrauß
mit Muschelblumen –
in frühlingshaftem Grün
und kelchgeformter Blätterpracht.

Das Haus gleicht einem Sommerblumenfeld.
's ist eine schöne Illusion.
Wir lächeln –
der weite Blick ins Freie fehlt,
hinaus zum Sommerblumenfeld.

Auf blauem Blütengrund

Im Korb lag eine Handvoll Rosen
auf blauem Blütengrund,
geliebt von meinen Augen,
gewärmt vom Sonnenlicht.

Ich höre heute noch, wie wispernd
es im Garten spricht:

Ihr blauen Blumen, prallen Rosen,
vergißt den Garten nicht.
Wenn in der Nacht die Erde schläft,
und uns am Morgen frischer Tau benetzt,
der Wind sich tänzelnd fortbewegt,
das Sonnenlicht sich tröstend auf uns legt,
und jeder Blütenkopf und Knospensprung
im Meer der tausend Blumen untergeht,
dann wißt, daß niemand euch vergißt,
wenn ihr in bunten Vasen steckt, und
sehnsuchtsvoll in den geliebten Garten blickt,
und daran denkt, wie schnell die Zeit verrinnt -
im großen, schönen Blumenmeer.

Der Weg zum Haus fiel mir an diesem Morgen
schwer. Welch eine Trauer auf den Rosen lag.

Begegnung mit einer Rose

Prinzessin Rose, sagt mir,
wie ich eure Schönheit
in Worte fassen soll.

Am liebsten wäre ich der Rosen–Prinz,
und stünde neben euch,
am Gartentor.

Ihr habt so helle Augen, und das
Blütenkleid... von welcher Anmut!
Ihr seid das erste Mal
in unserem Garten.
Wer hat euch an das Gartentor
gepflanzt? Ihr seid sehr spät erblüht.
Die andern Rosen welken schon.

Ich weiß, daß ihr von allen Rosen
unseres Gartens die schönste seid.

Gestattet mir den Frevel, euch
ins Haus zu holen.
Ihr werdet in der schönsten
Vase stehn.

Prinzessin Rose, ihr dürft nie verblühn.

Wie im letzten Sommer

In der Laube, am unteren
Ende des Gartens,
umgeben von Blüten der
Clematis, unter dem
Rosendach, warte ich
auf dich. Es gibt keinen
schöneren Ort für ein
Wiedersehn.

Der frühe Abend löst
sich aus dem Tag.
Die Schatten der
Erinnerung ruhen sich
in den Gedanken
aus.

Wir umarmen uns.
So war es früher schon.
Und wie im letzten Sommer
fragst du mich, warum die
Tage unseres Glücks so
schnell vorübergehn.

Ein Abend auf dem Land

Könnte ich einmal noch den Klang
der Mundharmonika im Sommer

auf dem Land mit dir zusammen hören!

Unter dem Blätterdach der kleinen Bäume,
im Schatten der Sonne, wir sahen übers Land,
weit in das Tal, und hörten jenen sehnsuchtsvollen

Klang, ein Lied im warmen Licht des Abends,
das ein Fremder für uns sang.

Die Weisen waren schmerzlich–süß, mein Kind.
Wir sahen nicht den Mann, und hörten nur
sein Lied, das alle Bilder um uns her zu
einem großen Bild verband.

Der Zauber seiner Töne liegt immer noch im Ohr.