Cimarron bibliophil

Charon

Irgendwann am Ende des 21. Jahrhunderts
270 Seiten

LiteraNoir




Es ist eine ganz und gar unzeitgemäße
Begegnung mit einem zeitlosen Wesen,
dessen Absichten im Dunkel liegen.
Seite13 
Der Tisch, an dem wir uns niederließen, war noch vollgestellt mit Gläsern, Flaschen und prall gefüllten Aschenbechern. Von allen Seiten drang Lärm auf uns ein, keiner verstand den andern.
Charon hob seine rechte Hand und schien damit eine lästige Mücke zu verscheuchen – es war Stille im Raum. Wir hörten unseren Atem.
Das war der erste göttliche Streich, den er Hades verdankte, dem Boß der Unterwelt, der irgendwo im Hintergrund, oder sogar zwischen uns, die göttlichen Ohren auf Empfang stellte. Ist es doch ein alter Hut, daß die Götter von Natur aus neugierig sind. Was sie sich mit den Menschen eingebrockt haben, wollen sie nicht auslöffeln. Kann ich verstehen.
Die Frage war: Wer fürchtete sich vor wem? Und warum sollten wir nicht als Partner kooperieren? Nichts anderes wünschte ich mir. Es war eine verlockende Idee, der anderen Seite klar zu machen, daß wir, die Leute aus der Oberwelt, summa summarum eine ganze Menge erreicht haben – auf allen Gebieten des Lebens. Und mit diesem Plus wäre es leichter, sich als gleichwertigen Partner zu zeigen; und natürlich (in verborgener Weise) teilzunehmen an den Gedanken dieser weisen Männer, in der Hoffnung, den einen oder anderen Vorteil daraus zu ziehen. Vielleicht könnte sogar unsere freiheitlich-demokratische Marktwirtschaft davon profitieren – global, denn niemand sollte ausgeschlossen werden. Ein verrückter Gedanke.  
   
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Nun saßen wir uns gegenüber, nachdem er mich wie einen alten Bekannten umarmt hatte – der zweite Mann der Unterwelt. Nicht zu verwechseln mit jenem unbedeutenden Ableger menschlicher Krimineller, die aus gutem Grund die Oberwelt, unsere eigentliche Lebenswelt, zu fürchten hatten.
Der Gedanke an die unerreichbare, tiefergehende Welt der Toten verwirrte mich. Dabei hatte ich unzählige Fragen auf Lager. Und ich war mir sicher, daß auch der Fährmann womöglich vor Neugierde jeden Moment platzen müßte, wenn wir nicht bald ins Gespräch kamen.
Und dann legte der Kerl los! Und ich hörte ihm zu, unendlich lange, so schien es mir; und ohne jeden Akzent in seiner dumpfen, harten Sprache. Er war wahrhaftig einer der wenigen Typen auf diesem Planeten, von denen man sagen konnte, sie beherrschen unglaublich viele Sprachen und Dialekte.
Er begann mit einem irrsinnig wilden Stakkato. 
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„Sie glauben, nicht angekommen zu sein... lächeln nicht... sind kein bißchen weise... Angst kennen sie auch nicht... manche schweigen... sehen mich an wie einen Erlöser... alle sind nackt... ein nebliger Schleier umgibt sie... einige fürchten, daß sie ihre Seele verlieren... ihr Körper ist ein anderer geworden... und manche reden ununterbrochen... sagen, was sie bedrückt... sagen, wer sie waren in der Oberwelt... sagen, was sie getan haben... als Lebende... Stolz macht sich breit... worauf, wissen sie nicht... die Bindung zur Oberwelt ist abgebrochen... hilflos sind sie, wie am ersten Tag ihres Lebens... unwissend, ein Bündel Leben, das ohne ihre Hilfe nicht überleben könnte... nicht überleben könnte... danach sehnen sie sich... und würden die gleichen Fehler wieder machen... Die Kahnbesteigung bringt sie endgültig vom Leben in den Tod... Dabei schwätzen sie ununterbrochen... Ihre Nachbarn interessieren sie nicht... und die Dunkelheit durchblicken sie auch nicht... Das Zittern ihrer Seele nimmt kein Ende... Einige beginnen zu beten... andere rezitieren die großen Poeten... Ihre Klagen nehmen kein Ende... Ich höre ihnen zu und schweige... Was könnte ich ihnen auch sagen!“
   

Seite 27

Nach einer Weile hielt mein Gegenüber scheinbar erschrocken inne, er schlug übermütig mit der Faust auf den Tisch. Und wieder begann er zu lachen. „Ich werde ihnen sagen, wie das geklungen hat aus deinem Mund. Du bist ein Spötter, Versbach!“
Er hob meine Hände vom Tisch. „Setz dich wieder zurück. – Wonach sich Götter sehnen... Glaubst du wirklich, sie würden dich beneiden um dieses Gefühl!?“ Er beugte sich vor. „Wenn wir uns eines Tages an einem bestimmten Ort wiedersehen, werde ich dir sagen, wem du dafür dankbar sein solltest. Bis dahin werden wir noch eine Menge Unsinn anstellen. Ich rechne mit dir, Harry Versbach, Menschenkind und Musenfreund!“ Er winkte leutselig in die Runde. Und alle Betrunkenen in der Kaschemme schrien ihm ihr versoffenes „Hallo!“ entgegen. Das spornte ihn an! Er stand auf und blickte sich um, ohne einen der armen Kerle wahrzunehmen, stellte ich mir vor. Wieso macht er einen so guten Eindruck auf die Meute? Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Und was geschah dann? Er begann zu reden. Und seine Stimme durchdrang den Raum, als käme sie aus einem Lautsprecher.
„Ihr seid meine Gäste! Holt euch eure Getränke!“ Zuguterletzt streckte er seine Arme aus, als wollte er die gierig zum Tresen Eilenden noch segnen. Danach ließ er sich nach unten gleiten, als wäre nichts geschehn. Und der blonde Hüne hinter dem Tresen, der den Wirt spielte, wedelte mit einer Handvoll Banknoten, und verbeugte sich artig. 

Seite 29 

Der Fährmann mußte von Anfang an den grausamen Lärm im Lokal ertragen haben; zu oft hatte er auf aggressives Rufen und Schreie mit seinen Augen und Kopfbewegungen reagiert, das wurde mir bewußt, als eine Stimme in meinem Rücken nach mir rief.
„Harry! Was machst du denn hier!?“ Ein alter Freund drehte sich zu mir um. „Wer ist dieser Typ?“ Er zeigte auf Charon. „Er sticht ja alle andern aus.“ – Ich wußte nicht, wie er es meinte. „Wie meinst du das?“ – „Der Bursche sieht blendend aus.“ – „Ist das dein Ernst?“ – „Hast du keine Augen im Kopf!?“ – „Natürlich, natürlich!“ – „Also, sag schon!“ – „Er ist der Bruder meiner neuen Liebe. Ich soll ihm die Stadt zeigen...“ Was Besseres war mir nicht eingefallen. „Sieht aus wie‘n Model, ehrlich!“ – Da wußte ich, woran ich war. Und mir zeigte er sein Totengräber-Gesicht. Und wenn er lächelte, was gerade geschah, fiel mir seine Arbeitsstelle ein – irgendwo in einem dunklen Loch, mit schrecklicher Zukunftsperspektive, natürlich in der Unterwelt. Und es stank dort ganz erbärmlich.
So wird hier gespielt, sagte ich mir. Verwandlungen am laufenden Band. Und ich werde für dumm verkauft. Der Alte räusperte sich.
   
Seite 36

„Ich hab das Treffen klar gemacht“, flüsterte ich Charon ins Ohr, der mindestens so gut hören konnte wie ein Wolf. Er nickte mir zu und ließ dann seine korpulente Schöne noch einmal um sich wirbeln, was sie mit erstaunlicher Bravour zu Ende brachte, ohne zu ahnen, was dann geschah.

Der alte Haudegen, diese Halloween-Maske aus der Unterwelt, der jetzt mit dem Gesicht eines Models auftrat, fiel vor der Schönen abrupt auf die Knie, was das Volk rundherum in Erstaunen versetzte, und die lautesten Schreier still machte. Ich traute meinen Ohren nicht, was er dann zu der aufgedonnerten Lady sagte:

„Meine Schöne, willst du meine Frau werden?“

Es war noch stiller geworden in diesem dreckigen Nest. Eine solche Szene hatte es in der verlassenen Spelunke, in der die traurigsten Geschichten des Lebens kursierten, noch nie gegeben – und wäre auch nicht vorstellbar gewesen. Ich hätte heulen können vor Sentimentalität. Wie soll man sowas je vergessen können! 
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Charon hielt wie ein schüchterner Jüngling die ringeverkleidete Hand der Dunkelhaarigen und wartete auf eine Antwort. Doch diese war noch von dem Herumwirbeln ziemlich außer Puste, bis ein lautes Ausatmen sie explodieren ließ, so schien es. Es folgte ein Schrei, der in ihrer Kaschemme ungewöhnlich war. Es war ein Glücksschrei der Schönen, danach folgte ein Lachen, das mehr einem traurig-süßen Weinen glich.
Sie zog Charon nach oben, fiel ihm um den Hals, und sagte ihm ihre Antwort ins Ohr: „Ja, ich will!“
Das hatte niemand im Raum gehört, interessierte die beiden Verliebten auch nicht. Bis die Aufforderung von allen Seiten erscholl: „Lauter!“ – „Lauter!“ – Lauter!“
Ich konnte Charons Gesicht nicht erkennen, nur das der Schönen, die sich breit schlagen ließ und ihr „Ja, ich will! Ja, ich will!“ in das verqualmte Lokal schrie. Ein Beifall brauste auf, den ich diesen abgestumpften Typen nicht zugetraut hätte. Vielleicht gab es doch eine Menge guter Seelen unter den scheinbar verlorenen.
Was war geschehen?, fragte ich mich. Wer hatte hier wem die Show gestohlen? Ein über jeden Zweifel erhabener Typ, scheinbar aus besten Verhältnissen stammend, zufällig gestrandet in einem nächtlichen Haus des Vergessens, gab einem anderen Wesen die Hoffnung, etwas Besonderes zu sein... Und einer von beiden glaubte daran. Das Spiel ging weiter. 
   
Seite 72

Nach einem viel zu langen Aufenthalt im Nachtstern, dieser schmuddeligen Kaschemme, unter lauter häßlichen Typen, allen voran Charon mit seinem Narbengesicht, tat es gut, die Nähe eines weiblichen Wesens zu spüren – ihr Haar, die sanften Rundungen und zärtlichen Bewegungen. Eine liebevolle Ruhe lag über dem Raum.
Das hielt nicht lange an. Ein Sphärenklang erreichte unsere Ohren, von einer musikalischen Ausdrucksform, die unmöglich zu bestimmen war; sie umnebelte unsere Gedanken, wir empfanden einen Zustand des Schwebens.
„Was ist das?!“ hörte ich Bea flüstern. „Ich weiß nicht; unsere Körper gehorchen uns nicht mehr“, erwiderte ich, während wir uns ineinander verknäulten, und am Ende übereinanderliegend uns auf der Couch wiederfanden.
Was waren das für Küsse! So tief empfunden und voller Leidenschaft, ohne jede Gier nach mehr...
Ich wähnte mich im Paradies der Liebe. So schön kann süßes Träumen sein, durchfuhr es mich.
Wir schienen ineinander zu verschmelzen – so stellte ich mir göttliche Emotionen vor. Körper besaßen wir nicht mehr, unser Denken war aufgehoben – waren wir andere Wesen geworden? Zu wem gehörten wir jetzt? Menschliche Gefühle gab es nicht mehr. Nur der bescheidene Rest eines Bewußtseins war uns geblieben. 
Seite 76

Je näher wir Lia‘s Schlafzimmer kamen, desto stiller wurde es, und als wir die Tür sachte einen Spaltbreit öffneten, empfing uns ein undefinierbares Rauschen und Summen, darin war ein schwaches Stöhnen zu hören, das von Lia stammte.
Wir hatten die Tür nicht weit genug geöffnet; als dies geschah, erschraken wir. Beide Körper waren nackt und schwebten, fest miteinander verbunden, in wellenartigen Bewegungen, mitten im Raum; ihr Bewegungsrhythmus verriet uns, was zwischen beiden geschah. Das war Liebes-Artistik pur!
Ich hatte große Lust, mit Bea sofort zu unserer Couch zurückzukehren. Ein solcher Akt, wie er vor uns praktiziert wurde, hätte manchen Mann zu einem wilden Tier gemacht. Nichts hält die Sinne besser zusammen, dachte ich. Davor bewahrte ich meine Partnerin. Ich zog sie sanft an der Hand aus dem Raum, in den wir viel zu weit schon eingedrungen waren.
Bei einer solchen Zeremonie der Liebe läßt sich niemand gern stören – schon gar nicht ein Halbgott aus der Unterwelt.
Wieder eine verpaßte Gelegenheit, schoß es mir durch den Kopf. Was für ein Jammer! 
   
Seite 135

Ein spitzer weiblicher Schrei ließ sie aufhorchen. Sie folgten der Richtung, aus der er kam, und stießen auf eine breite Flügeltür, die Hades nur anzutippen brauchte, um sie zu öffnen.
Vor ihnen lag ein Wohnbüro, überall standen bequeme Sessel, Liegen, Tische, Stühle und Schränke aller Art. An einem Massivholztisch in der Nähe des Fensters saßen zwei Männer, die Bea als die Entführer erkannte. Der dritte Mann beschäftigte sich mit Lia, die, wie in alten Verliesen, mit gefesselten Armen an der Wand hing, und den Kopf vor Erschöpfung nach unten fallen ließ. Ihr einziges Kleidungsstück war ein Slip.
„Lia!“ Bea konnte sich nicht beherrschen. Hades hielt sie rechtzeitig zurück, bevor sie unvorsichtig reagierte. „Warte“, sagte er beruhigend, „es wird alles gut.“
Hades‘ Willen gelang es, daß jener Mann, der Lia nahe gekommen war, seine Spielchen aufgab, die er mit seinem hilflosen Opfer getrieben hatte. Er stand jetzt einfach nur herum, hob gelangweilt Lias Kopf und ließ ihn sanft nach unten fallen. 
Seite 137

Harry entdeckte auf einem Sideboard schwere Pistolen. Auch Hades sah die Waffen – und hatte sich im gleichen Moment unsichtbar gemacht.
Die Entführer konnten im ersten Moment nicht fassen, was sie sahen; sie reagierten verwirrt auf die verblüffende Situation der Verwandlung. Das unverhoffte Erscheinen der Fremden hatte sie verunsichert. Nach einer Weile verriet das Grinsen auf ihren Gesichtern, daß sie die Fremden als leichte Beute betrachteten.
Inzwischen war Hades körperlich an seinen alten Platz zurückgekehrt. Die Männer glaubten an einen billigen Zauber, sie stürzten zu den Waffen und richteten sie mit bösem Grinsen auf die unerwünschten Besucher.
Der Anführer, ein Mann im mittleren Alter, gesichtslos wie seine Kumpanen, trat dicht an Hades heran, um ihn in Augenschein zu nehmen.
Harry und Bea hielten sich ängstlich zurück. Sie wagten kaum zu atmen. Lia hing noch immer bewußtlos an den Stricken. 
 
Seite 142

An allen Gliedern schmerzend, rappelten sich die Entführer aus ihrer mißlichen Lage auf. Es schien, als besäßen sie immer noch das Bedürfnis, die Stärkeren zu sein. Sie suchten nach ihren Pistolen. Als sie sie gefunden hatten, immer noch torkelnd und schwach auf den Beinen, traten sie mit gezückter Waffe Hades entgegen, der in einem Sessel Platz genommen hatte, und einen Moment befürchtete, seine göttliche Würde zu verlieren, wenn er sich allzu lange mit solchen Leuten beschäftigte.
„Warum schießt ihr nicht, ihr Feiglinge!“ rief er ihnen provozierend zu. Inzwischen war er wieder zu dem Schöngesicht zurückgekehrt. Die Männer hielten sich aus guten Gründen einige Schritte zurück. Doch der Aufforderung des Schöngesichts, das sie nach Belieben zum Narren halten konnte, vermochten sie nicht zu widerstehen.
Mit teuflischem Grinsen legten sie ihre Waffen auf Hades an und drückten, begleitet von martialischen Rufen, ab, bis zur letzten Patrone. Das Ergebnis war frustrierend. Es machte bei jedem nur Klick! in der Waffe, weiter geschah nichts. All ihre Macht war nun gebrochen. Was für eine Schlappe! Sie fühlten sich schrecklich betrogen, die Waffe in ihrer Hand hatte ihren Sinn verloren.  
Seite 173

Mein Weg zum Pizzarestaurant, das man zu den drei großen in unserer Stadt zählte, führte an einer, von der Einrichtung her, total unmodernen Buchhandlung vorbei, die aber, und da lachte jedesmal mein schreibendes Ich, in der ganzen Stadt als einzige ihre Schaufenster überwiegend mit den schönen alten, auf edlem Papier gedruckten Büchern, die nicht nur für Bibliophile eine Freude waren, ausgelegt hatte. Uff! Das wollte ich immer schon einmal gesagt haben. Und das verdient diese Buchhandlung.

Im Laden selbst gab es nur mächtige Regale, die weit in den Raum reichten, bis zu einem kleinen Hof, in dem bei warmer Witterung Buchfeste und Lesungen aller Art abgehalten wurden. Ich hatte mich noch nicht um einen Auftritt beworben, aber ich kannte den Buchhändler, und er wußte von meiner Vorliebe für handgebundene Bücher, die nicht nur von der Aufmachung, sondern auch vom Inhalt her zufriedenstellen mußten.

Der gute Mann befand sich inzwischen im achten Lebensjahrzehnt. seine Tochter stand ihm zur Seite, eine Brillenschönheit, die, wenn sie ihr Haar hochgesteckt und die viel zu große Hornbrille abgelegt hatte, ein klassisches Profil zeigte, das jeden Mann entzückt hätte. 
   
Seite 195

Patrick war ein Motorradfan, kein Mensch hätte ihn freiwillig an das Steuer eines Autos setzen können. Und seine bevorzugte Mitfahrerin war Marthas Tochter Gloria, eine junge Lady, über die noch zu reden sein wird.
Glücklich war ich nicht über meine Sitzposition auf einer schweren alten Harley Davidson, die nicht unbedingt die schnellste war – die einzige beruhigende Perspektive auf dieser Zweiradreise.
Es war in meiner Stadt keine gute Sitte, sich auf ein Motorrad zu setzen. Das taten nur noch abenteuerlich aussehende Typen. Und daß es den Fahrern dieser blitzenden Rennmaschinen im brodelnden Verkehr immer wieder gelang, schneller, auf eine nicht unelegante, aber auch nicht ungefährliche Weise, voranzukommen, mißfiel manchem Sportwagenbesitzer, der sich gern an die Speichen eines Motorrades geheftet hätte, wenn er durch die gleichen Lücken zwischen zwei Autoreihen hindurchgekommen wäre, wie es Patrick in geradezu verwegener Fahrweise gelang, ohne anzuecken. Und dabei hatte er noch einen leicht zitternden Beifahrer im Rücken, dessen Schreckensrufe ihm ständig in den Ohren klangen.
Ihm gehört die Trophäe für eine glückliche Flucht aus der Enge der Stadt, wenn die Straßen voll sind mit Automobilen – und sogar ein Stau kein Hindernis darstellt! 
Seite 221

Ich sehnte mich nach der Ruhe in meiner kleinen Wohnung. Das junge Paar schwieg bedeutungsvoll während des Frühstücks. Gloria las ihrem Patrick jeden Wunsch von den Lippen ab. Sie wußten nicht, daß wir die Nacht im Pavillon des Gartens verbracht hatten. Eine seltsame Stimmung hatte uns ergriffen. Ist das einzig auf die Liebe zurückzuführen, überlegte ich. Auch Patrick war anzusehen, daß es ihn in die Stadt zurücktrieb. Soviel Liebe hatte ihn wohl überanstrengt, die neuen, nachklingenden Emotionen belasteten ihn, so schien es mir.
Martha hielt sich an diesem Morgen mit ihrer sonst kessen Art zurück; auch sie war in Gedanken gehüllt und redete kaum. Wir ließen den beiden Jungverliebten alle Zeit, die sie brauchten, um Abschied zu nehmen nach einer schönen Nacht.
Ich wartete mit Martha vor dem Haus, die Hunde tänzelten um uns herum, sie wußten, daß ihre Besucher bald die Flatter machen würden. Ihr Frauchen hatte die Arme um meinen Hals gelegt.
„Könntest du dir vorstellen, hier zu leben...“ hörte ich Martha leise sagen.
„Gloria ist noch zu jung“, gab ich ihr zu bedenken.
„Dann kannst du Patrick gleich mitbringen.“ Ihre Lippen preßten sich auf meinen Mund. Es dauerte eine Weile, bis ich ihr antworten konnte. 


Charon - Band 23
Irgendwann am Ende des 21. Jahrhunderts
Erstauflage  Reihe Cimarron bibliophil. Die ersten sieben (numerierten) Ausgaben bleiben beim Team.
Reihe LiteraNoir, Cimarron bibliophil.
Im Prägestempel vom Autor numeriert und signiet.
Buchumfang 270 Seiten
Text/handschriftl. Vermerke/Foto Gregori Latsch, Cimarron-Team
Zwei Grafiken im Druck Harald K. Hülsmann, Cimarron-Team
Gestaltung/Satz/Laserdruck und Cover Doris Hess, Cimarron-Team
Druckpapier Bütten- und Feinpapier in Premium-Qualität.
Buchblock A5-Format, von Hand gebunden. Mit Titelbild (Foto).
Einband Englische Broschur, Leinen oder Leder. Nach Wunsch! Siehe untenstehende Ausführungen.
Neue Reihe: LiteraNoir Roman. Die Geschichte ist in ihrer Art unvergleichbar, was sowohl das Niveau ihrer Dialoge, den frischen, frechen und packenden Stil, als auch die Kombination mit über fünfunddreißig poetischen Texten im Anhang angeht, die zwei im Roman angesprochenen Themen gewidmet sind. Vielleicht ist das der Roman, auf den alle gewartet haben - fast alle.
Und zu allem Vergnügen kommt hinzu, daß der Autor einen Folgeband ins Auge faßt.
  LiteraNoir
In dieser vom Cimarron-Team kreierten neuen Reihe LiteraNoir sollen sukzessive weitere Romane in ähnlicher Art erscheinen.
Besonderheit(en) a) Der Roman basiert auf einer verlorengegangenen kleinen Geschichte (Erinnerung an Charon), von der der Autor nur noch die Titelseite aus den 1970er Jahren besaß. Aus dieser Zeit liegt ein Foto-Porträt des Autors jeder Ausgabe bei, signiert und numeriert.
b) Wie bei allen Veröffentlichungen des Cimarron-Teams üblich, besitzt auch dieses Buch eine relativ dunkle (starke) Schrift, die das Lesen, auch aufgrund eines angenehmen Layouts, zu einem Vergnügen macht.
c) Eine kleine Geschichte des Romans: An einem Tag im September brachte M. aus Frankfurt eine Kopie dieser ersten Seite vom Fährmann in einer Großschrift auf einem Blatt von ca. 60 x 40 cm mit in die Runde, und stellte den provozierenden, faszinierend-frechenText, für jeden sichtbar, auf einen Stuhl. Da wußten wir, daß diese erste Seite nie enden würde - und fest in unserem Gedächtnis verankert bleibt.
Preis Englische Broschur 300,00 €
Leinen 390,00 €
Ganzlederausgabe 450,00 €
(incl. Mehrwertsteuer und frei Zusendung innerhalb Deutschlands.)
Wichtiger Hinweis Bitte berücksichtigen Sie, daß Cimarrons Buchobjekte erst hergestellt werden, wenn Ihr Kaufwunsch realisiert worden ist (Bestellung des gewünschten Buches, Überweisung des Kaufbetrages), und daß die Lieferzeit 2-4 Wochen betragen kann.
Sofort lieferbar sind Titel aus den Reihen Cimarron art, Cimarron graphik art und Cimarron exquisit.
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