Cimarron art

Aufstand der Wörter

 

Woher die Sprache kam

Die ORDNUNG drängte sich durch die Reihen der Wörter, bis sie vor mir stand. Sie sah aufgeräumt auf, genau so hatte ich sie mir vorgestellt. "Ein schrecklicher Gedanke, die Basis unseres Lebenssinns zu verlieren, zurückzufallen in frühes Gestammel, den Instinkt auferstehen zu lassen", sagte sie mit kräftiger Stimme.

Das rief den INSTINKT auf den Plan. "Halt! Ich erinnere daran, daß ich lange vor der Sprache, vor jedem anderen Wort, der wichtigste Partner der Menschen war."

"Und des Tieres!" gab der SPOTT zum Besten.

"Recht hat er!" sagte die Dankbarkeit. "Auf der Suche nach einer neuen Heimat für unsere Träume, Gedanken, Gespräche und Klagen werden wir es schwer haben, das richtige Land zu finden."

 

Da standen sie nun, das ungleiche Paar: Die mächtige Kommunikation und die zauberhafte Metapher. „Ich halte alle Fäden in der Hand! Das Bild ist ein Wicht.
Es ist vom Bodensatz der Gedanken hochgespült worden. Es kann mir leid tun.
Beschränke es sich auf seine kleine Rolle, das kann ich ihm nur raten.”
„Wie vornehm!” rief lauthals der Spott.
„Du bist besser still!” war von der Resignation zu hören. „Laß die Kommunikation zu Ende reden!”
„Ich habe die Metapher mitgebracht, weil sie, als schönste Tochter der Phantasie,
uns über Jahrtausende mit ihren Beispielen erfreut.”
„Das wird auch so bleiben”, sagte die Würde, ohne ihr Gesicht zu verziehen.
„Ich mag sie auch, sie ist so still und voller Würde”, sagte die Anmut.
„Danke”, erwiderte die Würde. „Ich hatte vergessen, zu ergänzen,
daß ihre Bilder mitunter soviel Anmut tragen.”

Vom anderen Ende des Raumes näherten sich martialisch stampfende Schritte: Der Krieg. Er war nicht zu übersehen, seine kämpferische Erscheinung konnte Angst einflößen. In seinem Gefolge befanden sich Wörter, die Harry nur allzu gut kannte. Niemals hätte er gedacht, sie an der Seite des Krieges wiederzufinden: Der Übermut, die Bereicherung, der Trotz, die Habgier, bis auf eines – die Macht. Sie humpelte, was lustig aussah, eine humpelnde Macht. Wahrscheinlich hatte ihr jemand auf die Füße getreten oder ein Bein gestellt.
Der Sieg war kaum zu erkennen, so klein war er. Das gleiche konnte man von der Hoffnung sagen. Sie bewegte sich leichtfüßig. Wie schwer dagegen der Gang des Krieges war und wie schleppend und bedrohlich die Bewegungen der Macht!
Der Koloß hatte sich vor Harry aufgebaut. Auch die Macht war herangeschlurft. Vorwitzig lugten die Konturen des Sieges und der Hoffnung zwischen beiden hindurch.

„Das Auge des Kriegers ist blind..., es ist getrübt..., es schielt..., schwere Tropfen fallen herab...” Der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Der Alte hörte nicht auf zu sprechen. „Er hat dem Tod ins Auge gesehen und ist vor dem Leben geflohen.”
„Jaaa...” Das Grollen der Macht. Harry hörte sie kaum noch. „Zu lange hat er dem Tod ins Auge gesehen.”
„Er hat den Tod gehaßt und dem Leben mißtraut. Wehe, wenn er im falschen Augenblick nach innen gesehen hat, um sich zu erholen vom Schlachtengetümmel... Und selbst wenn die Dunkelheit ihn quälte, hat er gesiegt.”
„Der Krieger ist nicht Gott”, mischte sich die Macht wieder ein.
„Nein. Und Gott ist nicht der Mensch, der mit dem Auge des Kriegers sieht.” Harry hatte Mühe, den Krieg zu verstehen. „Was für ein Dilemma!” Das waren seine letzten Worte, bevor der Krieg mit seinem Troß weiterzog.

Die Sprache... Harry hatte sie sich dramatischer vorgestellt, kritischer und zukunftsweisender. Im Grunde war sie, wie eine stille Mutter, darauf bedacht, keines ihrer Kinder zu bevorzugen oder zu verärgern.
Sie ahnte nicht, was draußen geschah. Die Wörter hatten zum Aufstand geblasen. Sie wollten ihrer Stammutter an den Kragen.
Harry fragte sich, wie sie das durchführen wollten. Es gab nur eine Stimme, die unerreichbar irgendwo im Raum schwebte. Sie gab sich als Mutter der Sprache aus. Wer war sie wirklich? Warum zeigte sie sich nicht? Was verbarg sie jenen, die mit der Sprache geboren wurden, deren lebenslange Begleiter aus dem Reich der Phantasie und Intuition kamen?
Es war nur eine Frage der Zeit, dann würden Wörter wie der Haß, die Lüge, die Feigheit, das Vorurteil, die Gewalt, der Aufruhr und die Niedertracht, an das Tor des Hauses ihrer Stammutter klopfen, und zusammen mit der Gleichgültigkeit, der Apathie und der Verachtung – für die guten Werte des Lebens – machten sie der Sprache – der schönen, klugen, der tiefen und poetischen – den Garaus.

Zu weiteren Textbeispielen verweisen wir auf die Ausgaben in den Reihen
Cimarron exquisit (Band 8) und Cimarron libris (Band 5).


  • Gesamtausgabe 3 Exemplare. 

  • Zu erwerben sind die Bände 2 + 3.

  • Autor: Gregori Latsch, Cimarron-Team, Frankfurt/M.

  • Text: Erzählung und Kleine Hommage an die Typographie, poetischer Epilog.

  • Originalbilder: Nr. 3 enthält 8 Mischtechniken, z.T. von faszinierender Ausdrucksstärke, 7 davon randlos im A4-Forman.
    Nr. 2 enthält 8 Mischtechniken in unterschiedlicher Größe.

  • Künstler: Ralf Biskup, Cimarron-Team.

  • Buchumfang: ca. 80 Seiten

  • Buchblock: 21,0 cm B x 24,5 cm H.

  • Papier: Elefantenhaut, Büttenpapier verschiedenster Art, Transparentpapier.

  • Druck: Laserdruck auf Elefantenhaut. 

  • Einband: Nr. 2 in rötlich-braunem Leder mit Titelbild. Die Ausgabe Nr. 3 ist eingebunden in künstlerisches Papier mit Original-Alle Titelbild. 

  • Vorsatz: Elefantenhaut bzw. rötlich-braunes Büttenpapier.

  • Fotos: Porträtaufnahmen von den Künstlern.

  • Handschriftliche Vermerke des Autors (Tagebuch-Notiz)., ganzseitig mit Schnappschuß des Autors in einer Frankfurter Teestube.

  • Künstlersignierungen: Herbst 1994

  • Besonderheit:
    a) Die ersten von G.L. entwickelten typographischen Bilder (6) auf schwerem Büttenpapier im DIN A4-Format (Originaldruck).
    b) Die typograpische Gestaltung der Geschichte ist von unvergleichlicher Art, und dem Thema angemessen.

  • Zu dem jeweiligen  Band gehört ein Exemplar aus der Reihe Cimarron libris, Band 5, das zusätzliche Textseiten enthält, und ein Exemplar des gleichlautenden Bandes Nr. 8 aus der Reihe Cimarron exquisit.

  • Preis je Band 6.800 Euro incl. Mwst.

  • Was noch zu sagen ist
    Die verschiedenartigen Texte, die typograpisch-poetischen Neuschöpfungen, der raffinierte Satz, und nicht zuletzt der expressive Charme der Originalbilder - wo hat es je eine solche Zusammenstellung gegeben, die die Zeit überdauern wird, ist sie doch in jeder Zeit neu zu entdecken.

 

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