Cimarron art

Letzte Attacke
Aphorismen und Prosa
Band 10

Altes Vorrecht des Satirikers:
Die Wahrheit zu sagen,
ohne von ihr korrumpiert zu werden.

Manche Dimension menschlicher Erkenntnis
bedarf der Interpretation, um zu überleben.

Auf seinem langen Marsch durch
die Institutionen
entwickelte sich eine erstaunlich
positive Zusammenarbeit
mit der Anpassung.

In der Strategie des ÜBERLEBENS war
er ein Meister des Verdrängens.

Bei einer Million von Millionären verliert
das PARADIES allmählich
an Glaubwürdigkeit.

Auch göttliche Gedanken unterliegen
zuallererst den Regeln der GRAMMATIK.

Das Recht auf Arbeit sollten wir uns auch
von Vertretern des ESTABLISHMENTS
nicht unterminieren lassen.

Ich vertraue der SCHÖPFUNG.
Das Prinzip Zufall hat sich noch
niemals darin zuhause gefühlt.

Was nützt das VORRECHT des Dichters,
seiner Zeit den Spiegel vorzuhalten, wenn sich
niemand mehr darin erkennen will!

Kein Happy end mit Helena (Auszug)

Es gibt Tage im Leben, die erscheinen uns so banal und gleichzeitig so schön, daß es schwerfällt, sie zu vergessen. Vor einigen Jahrhunderten traf Petrarca auf Laura. Sie muß sehr schön gewesen sein, diese Laura. Aber sie kannte nicht unsere Zeit. Ich entdeckte mehrmals eine Laura, und in einem Parfümerie-Laden sogar Paris, umgeben von einer Handvoll Frauen, von denen jede das gleiche Namensschild trug: Helena. Sie waren allesamt hübsch, wohlproportioniert, sehr gepflegt und erfahren in der Kunst der Gesichtspflege. Doch daß ein Krieg um eine von ihnen entbrennen würde, konnte ich mir nicht vorstellen.
Also suchte ich weiter, so lange, bis ich die wirkliche Helena wiederfand. Ihr Auftritt verriet mir die Abstammung von einem königlichen Geschlecht. Sie verließ ein großes, lindgrünes Automobil, dessen Wagentür so unnachahmlich satt und sanft einrastete, daß ich mit geschlossenen Augen erahnt hätte, welchen Stern dieser Wagen trug. Ich beeilte mich, über die Straße zu gelangen, um diesem Stern auf den Fersen zu
bleiben.

Er ist weder Gott noch Mensch (Auszug)
Seit
er auf dem Jahrmarkt seine Reden hält, nimmt das Geläster der Leute über seine scharfe Zunge kein Ende. Was ermutigt den Herrn des tiefen Blicks, der ohne Zweifel nicht aus unseren Breiten ist, die Lüge zu bestrafen, der Metapher alles Leben zu geben, und wenn es ein unlösbares Rätsel ist?
Seine Worte dringen in die Menschen wie ein Stachel. Sie schütteln sich, sehen ihn schräg an, den weißhaarigen Alten, der unbesorgt alles aus sich herausschreit, als gelte es, den Absturz der Welt mit Worten aufzufangen.
Kein gutes Wort läßt er an seinem Widersacher von nebenan, einem listigen Säufer, der wie er unbefangen über alles hinwegsieht, die falschen Normen mißachtet, ungeniert über das Vergnügen am Leben plaudert, die jungen Dinger betätschelt, ihre Röcke nach oben hebt und Klatsch! Klatsch! Klatsch! die Hände lustvoll vibrieren
läßt

Die Reise hat ihren Abschluß gefunden (Auszug) 
Ich bitte um Nachsicht, wenn die Phantasie sich vor Freude überschlägt. Schuld daran war einer jener seltenen Augenblicke, in denen die Hand vor lauter Zufriedenheit zu ihrer Zentralstelle den Kontakt verloren hatte.
Das ist ein komischer Zustand. Ein unablässiger Strom von Gedanken und Reflexionen machte die Hand so schnell, daß sie die Augen, die inneren wie die äußeren, auf einen unerhörten Trab brachte.
Der Zentralstelle ging die Puste aus. Also abschalten. Rekapitulieren. Neu formulieren. Ein bewegender Prozeß. In jeder Weise.
Langsam schöpfte die Erinnerung wieder Atem, verlor sich, fand zu sich zurück, gab neue Signale. Das ist der sogenannte glückliche Zustand, in dem sich ein Schreibender befinden
kann.

 

  • Gesamtausgabe 1 Exemplar (e.a.), Herbst 1997 (Aus dem Besitz des Künstlers!).

  • Text: Aphorismen und Prosa

  • Umfang: ca. 180 Seiten, davon ca. 150 Seiten Text

  • Autor: Gregori Latsch, Cimarron-Team

  • Künstler: Ralf Biskup, Cimarron-Team

  • Originalbilder: 16 Mischtechniken in unterschiedlicher Größe.

  • Satz/Gestaltung/Laserdruck: Doris Hess, Cimarron-Team

  • Buchformat: A5, von Hand gebunden.

  • Meisterhafte Gestaltung und Buchbindung: Angelika Heine, Leipzig.

  • Einband: Hellbraun strukturiertes feines Leder mit einem Originalbild auf dem Cover.

  • Druckpapier: Hahnemühle-Büttenpapier

  • Vorsatz: Tosa-Bütten

  • Künstlersignierung: Gregori Latsch und Ralf Biskup 23.9.1997

  • Fotos: Porträtaufnahmen von beiden Künstlern.

  • Besonderheiten:
    a) Die Aphorismen stammen aus vier verschiedenen Zeiten (von 1963-1997).
    b) Sieben Geschichten von poetisch-satirischem Reiz (1980er Jahre entstanden).
    c) Fragment eines imaginären Interviews (10 Seiten), das über die drei sogenannten L's: Lichtenberg, Lec, Latsch kritisch reflektiert.
    d) Der Prospekt Cimarron art 1995/1996 ist einzig in diesem Band eingeheftet worden.
    e) Die fünfzehn Originalbilder im Innenteil des Buches, von wunderbar-poetischer Art, befinden sich auf sieben farbigen Doppelseiten (Tosa- und Efalinbütten), geschützt durch Transparentpapier.
    f) Auf diesen Transparentpapier-Doppelseiten hat der Autor sieben interessante Tagebucheintragungen aus dem Jahr 1997 handschriftlich vermerkt.
    g) Dieser Band: Letzte Attacke sollte ursprünglich in sieben Exemplaren erscheinen. Davon hat das Team abgesehen, so daß es bei einer Ausgabe geblieben ist, die unter e.a. I (aus dem Besitz des Künstlers) geführt wird.

  • Fazit: Die großartige typografische Gestaltung, der Farbenrausch und Phantasiereichtum der Bilder, sowie die frühen, zornigen Aphorismen und der Charme der poetischen Geschichten machen dieses Buch zu einem Symbol literarisch-bibliophiler Phantasie.

  • Preis dieser Unikatausgabe auf Anfrage.

© 2015  |  info@Cimarron-art.de  |  Kontakt  | Impressum
www.Cimarron-art.de